Samstag, 23. Dezember 2017

Der erste Strohstern

Als sich die Hirten nach Bethlehem machten, weckten sie mit ihrem Reden einen Hirtenjungen, der bei den Schafen im Pferch geschlafen hatte. Verwundert und noch ein bißchen schlaftrunken, lief er den Männern nach.

Lange Zeit standen sie zusammen in dem armen Stall vor dem neugeborenen Kind in der Krippe. Endlich fasste einer der Hirten den Jungen am Arm: "Komm, Bub, wir wollen heimgehen! Das Kind uns seine Mutter brauchen Ruh!"

Unterwegs berieten die Hirten, was sie dem Kind morgen alles mitbringen wollten. "Ich bringe ihm Milch von dem Mutterschaf!", sagte der eine. "Ich nehme guten Schafskäse mit!", sagte ein anderer. Ein dritter wollte ein Säckchen Mehl hintragen, ein vierter ein weiches Lammfell schenken. Wieder einer wollte ein Bund Holz zum Feuermachen mitbringen und ein anderer einen Beutel voll Winteräpfel zusammensuchen.  Einer hatte noch ein Töpfchen  Fett. Der älteste und ärmste von ihnen sagte nach einigen Überlegungen: "Ich spiel dem Kind ein Wiegenlied auf meiner Flöte!".
Der Hirtenjunge wurde allmählich immer trauriger. Alle hatten etwas zu schenken- nur er nicht! Denn auser seinem Hemd und seiner Hose besaß er nur noch eine Jacke. Die aber war alt und so oft  geflickt, daß er sie unmöglich dem Kind schenken konnte.

Auf seinem Strohlager konnte der Hirtenjunge lange nicht einschlafen. Immer noch sah er das Kind vor sich. Er wollte  ihm so gern  auch etwas schenken. Aber was ?

Da glänzten auf einmal im Licht des großen neuen Sternes ein paar Strohhalme seines Lagers auf. Sie lagen kreuz und quer übereinander und trafen sich in der Mitte zu einem Stern- zu einem Strohstern. Da wußte der Junge auf einmal, was er dem Kind schenken konnte. Er wünschte sich den Morgen herbei.

Endlich wurde es Tag. Leise griff der Junge nach dem Messer des Hirten, der neben ihm schlief, und schnitt ein paar strohhlme zurecht. Dann drehte er aus Schafswolle einen Faden und schlang knotete ihn um die Halme, so daß ein fester, schöner Stern daraus wurde. Der Junge ließ den Stern am Faden tanzen. Wie der in der Morgensonne schimmerte und leuchtete!

Als die Hirten mit ihren Gaben zum Stall kamen, legte jeder sein Geschenk an der Krippe nieder. Während der Alte noch sein Lied auf der Flöte blies, trat der Hirtenjunge vor. Sein Herz klopfte, als er dem Kind den Strohstern hinhielt. Da schlossen sich die kleinen Finger um einen  der glänzden Strohstern. Das Kind hielt den Stern fest.